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Kramerzunft

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  • Stand: 29.05.2023 - 12:33
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Vom Zauber der Freiheit und vom Recht auf Mitbestimmung

Stellen Sie sich vor, wir haben das 14. Jahrhundert. 

In Memmingen herrscht Wohlstand und Zufriedenheit. Im Schutze der Stadtmauer produzieren Bürger der Reichsstadt Textilien, bauen Häuser und Werkstätten und schmücken Kirchen und Kapellen. Sie verfassen Bücher zur Bildung und Unterhaltung, verarbeiten Leder und Stoffe und feiern Feste. Sie sorgen mit Nahrung und Medizin um das leibliche Wohl ihrer Mitbürger und wenn Gefahr droht, greifen sie zur Waffe um die Interessen ihrer Stadt und des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu verteidigen. 

In der Politik herrscht Partizipation. Alle bürgerlichen Zünfte haben Anteil am Stadtregiment und sind darauf bedacht, einen Ausgleich in Wirtschaft, Politik und Kirche zu schaffen. Eine von 1347 grundgelegte Zunftverfassung gewährt allen Zünften ein Mitspracherecht, auch wenn die reichen Kaufleute Vorrang hatten.

Doch es bleibt nicht so. Wir springen ins Jahr 1525. 

Neue Konflikte entzünden sich zwischen Untertanen und Herrschaften. Im März 1525 schließen sich 50 Bauernvertreter verschiedener Regionen – darunter auch der Memminger Bürger Sebastian Lotzer - zur „Christlichen Vereinigung“ zusammen. Im Versammlungsort der Kramerzunft fassen sie ihre zahlreichen Forderungen nach Freiheit und Teilhabe zu einem wegweisenden Manifest zusammen – den sogenannten 12 Artikel. In den darauffolgenden Monaten erscheinen zahlreiche Drucke über die „12 Artikel“ im ganzen Reich.

Die erhoffte Teilhabe der Bauern findet mit der Niederschlagung des Bauernkriegs im Frühsommer 1525 durch den Schwäbischen Bund ein Ende. Der Bauernkrieg 1525 bringt über 100.000 Menschen den Tod. Die Revolution ist verloren. Im Jahr 1551 findet die Zunftverfassung durch kaiserliche Anordnung ein Ende.

In den darauffolgenden Jahrzehnten findet zunehmend eine tiefe Spaltung der Gesellschaft statt: In eine Handwerksschaft mit keinem politischem Mitspracherecht und in eine elitäre, politisch und wirtschaftliche einflussreiche Kaufmannschaft (genannt Patrizierschaft).

Was wir heute wissen.

Die „12 Artikel“ aus dem Jahr 1525 weisen weit über ihre Zeit hinaus und gelten als frühe Monumente der deutschen Freiheits- und Verfassungsgeschichte. An keiner Revolution der deutschen Geschichte haben sich so viele Menschen beteiligt wie am Aufstand der Bauern im Jahr 1525.

Im Jahr 2000 wurde von der Stadt Memmingen der „Memminger Freiheitspreis 1525“ ins Leben gerufen. Im Gedenken an die Absichten und Ziele des Jahres 1525 wurde eine Auszeichnung geschaffen, die daran erinnern soll, dass kein Erfolg der Freiheitsgeschichte, keine einmal erworbene Freiheit für alle Zukunft gesichert ist. Freiheit versteht sich niemals von selbst, sie muss ersehnt, erkämpft und verteidigt werden.

Aufgrund diesem historischen Ereignis trägt die Stadt den Titel „Stadt der Freiheitsrechte”. 

Kramerzunft und Freiheitsbrunnen 
Die Versammlungsstätte der aufständischen Bauern, das Zunfthaus der Kramer, steht bis heute am Memminger Weinmarkt. Bei Stadtführungen kann man das Zimmer betreten, in dem im März 1525 an den einzelnen Artikeln gefeilt wurde. Gegenüber der Kramerzunft befindet sich ein Info-Point zur Stadt der Freiheitsrechte. 

Draußen auf dem Platz erinnert seit 2014 ein Brunnen des Augsburger Bildhauers Andreas Brauneis an die Ereignisse von 1525. In dieser Skulptur ist die Freiheit in eine abstrakte Form gegossen. Die Brunnenstele gewährt vielfältige Einblicke und Durchblicke und symbolisiert Transparenz und Offenheit als notwendige Begleiter der Freiheit.Die „12 Artikel“ stehen unten auf dem Sockel. 

 

Quellen: Entwurf eines Memminger Narrativs von Christof Engelhard, Rollup „12 Artikel“, Flyer „Stadt der Menschrechte“